Glossar: Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

von Marc Schreiber

» Bedarfs- und Umfeldanalyse

Jedem Projekt, jedem Konzept einer (BNE-)Lehreinheit sollte eine grundlegende Bedarfs- und Umfeldanalyse vorangehen, um eine optimale Wirkung der Lehreinheit zu erreichen. Als zentrale Fragen, auf die eine Bedarfs- und Umfeldanalyse Antworten liefern sollte, gelten die folgenden:

  1. Was ist die gesellschaftliche Herausforderung, auf die das Projekt reagieren möchte?
  2. Welche Ursachen und Auswirkungen der gesellschaftlichen Herausforderung gibt es, und wie hängen sie zusammen?
  3. Wer sind die Zielgruppen des Projekts?
  4. Welche Akteure sollten in das Projekt einbezogen werden?
  5. Welche Angebote gibt es bereits im Umfeld?

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» Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

BNE ist ein Bildungskonzept, welches Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln vermittelt. Sie verbindet Aspekte aus den Bereichen Soziales, Kultur, Ökologie und Ökonomie und versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und aktiv das eigene Verhalten zu verändern.

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» BNE-Themen

Die Themenauswahl in der BNE verläuft im Spannungsfeld von globalen Metathemen und Beobachtungen im lokalen/regionalen Raum. Die vier hierbei zu berücksichtigenden Kriterien sind: das Thema weist eine Verbindung zwischen Global und Lokal auf, hat eine längerfristige Bedeutung, verlangt nach differenziertem Wissen, besitzt Handlungspotenzial.

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» Dimensionen der BNE

In der Wissenschaftslandschaft wird darüber diskutiert, inwiefern den anerkannten drei Dimensionen der BNE – Ökologie, Soziales und Ökonomie – noch die Dimension „Kultur“ zugeordnet werden sollte. Denn abgesehen von dem Wissensraum, den die Einbeziehung der kulturellen Dimension öffnet, bereichert diese Perspektive die BNE um eine Vielzahl künstlerischer, spielerischer, ästhetischer Ansätze und Methoden. Damit kann der ganzheitliche Ansatz, den Menschen im Rahmen von Bildungsprozessen als Wesen mit Verstand, Gefühl und Körper wahrzunehmen, eher praktiziert werden als ohne diese Perspektive.

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» Gestaltungskompetenz

Als pädagogisches Ziel von BNE gilt die Förderung der Gestaltungskompetenz bei der lernenden Person. Diese setzt sich aus 12 Teilkompetenzen zusammen und kann umschrieben werden als Fähigkeit, Probleme, Entwicklungs- und Lösungsmöglichkeiten nachhaltiger Entwicklung nicht allein erkennen und analysieren, sondern daraus auch ganz praktische Handlungsoptionen ableiten und umsetzen zu können.

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» Handlungsfelder der BNE

Als generelle Handlungsfelder, um BNE und damit den Output nachhaltiger Entwicklung gesamtgesellschaftlich zu etablieren, können fünf Bereiche benannt werden:

  1. Politische Unterstützung
  2. Ganzheitliche Transformation von Lehr- und Lernumgebungen
  3. Kompetenzentwicklung bei Lehrenden und Multiplikator*innen
  4. Stärkung und Mobilisierung der Jugend
  5. Förderung nachhaltiger Entwicklung auf lokaler Ebene

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» Leitbild

Die Erarbeitung eines Leitbildes sollte für jede Institution bzw. für jeden einzelnen Bildungsakteur einen zentralen Arbeitsschritt darstellen, um den eigenen Stand zu reflektieren, den Blick auf das eigene Profil zu schärfen, weitere Schritte an dieser Vorgabe ausrichten und Externen ein konkretes Bild vermitteln zu können.
Im Kontext der BNE vermittelt die Leitbildarbeit darüber hinaus der Institution/dem Akteur die Möglichkeit zu überprüfen, inwiefern die eigene Arbeit dem Anspruch der BNE gerecht wird bzw. in welchen Bereichen Aktivitäten verstärkt werden müssen, um dem ganzheitlichen Ansatz der BNE gerecht zu werden.

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» Mehrwert von BNE-Angeboten

Sofern BNE als Thema gesamtgesellschaftlich etabliert werden soll, ist es notwendig, die Vorteile von BNE zu kennen und diese, z.B. bei der Projektkonzeptionierung, potenziellen Zuwendern immer wieder deutlich zu machen.
Als besondere Argumentationscluster können hierbei das große, vielseitige Methodenrepertoire, der Innovationscharakter und Wissensvorsprung von BNE-Akteuren sowie die andere Perspektive auf Themen gelten. Die zunehmende Bedeutung des „grünen“ Wirtschaftsbereiches und damit der größer werdende Bedarf an der Vermittlung von Themen aus dem Kontext nachhaltiger Entwicklung können ebenfalls als „Mehrwert“ der BNE gezählt werden. Im Zusammenhang mit dem letztgenannten steht auch die Netzwerkbildung im Rahmen von bzw. die Gestaltung von „nachhaltigen Bildungslandschaften“.
Des Weiteren werden sich staatliche Bildungsinstitutionen zukünftig stärker externen Anbietern öffnen und Bildungs- und Verwaltungsinstitutionen „betriebsintern“ umdenken müssen. Diese Chancen gilt es für BNE-Akteure zu nutzen.

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» Methoden der BNE

Aufgrund seiner Definition besitzt die BNE die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit, den methodischen Rahmen größer zu ziehen als in anderen Bildungsbereiche. Denn gerade angesichts des Ziels von BNE, eine Verhaltenstransformation zu erzielen, und des Ausgangspunkts – eine vielschichtige und oft uneindeutig interpretierbare Welt – sollten und müssen dem rationalen Herangehen andere Erklärungs- und Handlungsmuster, die z.B. ästhetisch, sinnesorientiert oder emotional basiert sind, mindestens gleichwertig seitangestellt werden. Umweltverhaltensforschung, habitus-orientierte soziologische Ansätze, künstlerische Interventionsforschung sowie kulturelle und ästhetische Bildung haben gezeigt, dass affektive und ästhetisch-motivierte Logiken ebenfalls zu einem selbstwirksamen Handeln führen können, eingedenk vor allem der Tatsache, dass nicht alle Menschen rationale Handlungslogiken bevorzugen. Und BNE verlangt geradezu danach zu träumen, andere Wege zu gehen, Scheuklappen abzulegen, Innovationen zuzulassen, auf den eigenen Bauch zu hören, Fehler zu machen und Kreativität auszuleben.

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» Nachhaltige Bildungslandschaften

Nachhaltige Bildungslandschaften verknüpfen das Konzept der „Bildungslandschaft“ mit dem Ansatz der nachhaltigen Entwicklung. Sie verfolgen das Ziel, BNE in sämtliche Bereiche der Bildung (einer Kommune, einer Region, eines Bundeslandes) zu integrieren, wobei es nicht nur um die Integration des Konzepts in schulische Lehrpläne geht, sondern weitergehend um die Vermittlung des Konzepts in die verschiedenartigen Bildungsinstitutionen und formalen, non-formalen und informellen Bildungsbereiche.

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» Nachhaltigkeitskonzepte

Nachhaltigkeitsvorstellungen können gemeinhin in zwei Bereiche unterteilt werden. Während in den „planungsrationalen Nachhaltigkeitskonzepten“ vor allem der haushälterische Umgang mit Ressourcen und deren langfristige Nutzung im Fokus steht, beziehen „gerechtigkeitssensitive Nachhaltigkeitskonzepte“ eine erweiterte, globale Perspektive und stellen die Nutzung von Ressourcen in den Zusammenhang mit sozialen Prozessen und richten die Aufmerksamkeit auf Fragen der inter- und intragenerativen Gerechtigkeit.

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» Narrative nachhaltiger Entwicklung

Im Rahmen von BNE müssen sich die Akteure überlegen, in welche übergeordneten „Erzählungen“ ihr Handeln und ihre Aktivitäten eingebunden sein sollen. BNE verlangt danach, Geschichten anders und andere Geschichten zu erzählen. Dies ist nur möglich, wenn die „alten“ Narrative und die Ansätze an diese identifiziert werden, um „neue“ Geschichten erzählen zu können. Es ist die Frage danach, wo sich BNE bei den systemprägenden Narrativen des Wachstums, der Leistung, der Beschleunigung, der Konkurrenz, der Effizienz ankoppeln lässt, um zu BNE-bestimmenden Narrativen wie Kooperation, Partizipation oder Nachhaltigkeit überleiten zu können? Welche Arten der Erzählens eignen sich, um den geschützten Raum herzustellen, in dem freies Denken und Fühlen entstehen und wachsen kann, in dem ohne Scheu und ohne Angst vor Kritik ausprobiert und experimentiert werden darf?

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» Qualitätskriterien

Im Jahre 2015 wurde in Brandenburg ein Leitfaden für die BNE-Qualitätssicherung erarbeitet und Ende 2015 vorgelegt. 2017 wurde dieser überarbeitet. Dieser Leitfaden, der vom Brandenburger Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft in Auftrag gegeben wurde, reiht sich ein in Aktivitäten des Bundes und anderer Bundesländer, BNE-Qualitätskriterien zu formulieren. Es zeigt das starke Bedürfnis, BNE-Angebote und -anbieter konkret identifizieren zu können. Bildungspraktiker*innen bzw. Bildungsanbieter*innen sollten sich demzufolge intensiv mit den Vorgaben auseinandersetzen.

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» Teilkompetenzen (mit Methoden)

Die in diesem Glossar beschriebene „Gestaltungskompetenz“ als pädagogisches Ziel der BNE setzt sich aus 12 verschiedenen Teilkompetenzen zusammen, welche teilweise unterschiedliche Methoden bedingen, um ausgebildet werden zu können.

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